Der e-Golf musste weichen, um Platz für den ID.3 zu machen und nun steht der ID.Golf in den Startlöchern. Doch die Rückkehr des Klassikers im neuen Gewandt kommt ins Stolpern – und auch der geplante ID.Roc (Schwesterstück zum Elroq) steht nicht wie erwartet auf den Bändern. Laut Handelsblatt will Volkswagen die Produktion beider Modelle im Stammwerk Wolfsburg nun erst 2030 beginnen.
Der Zeitplan
Ursprünglich sollte der ID.Golf 2028 starten, dann wurde auf 2029 verschoben – jetzt sieht es nach 2030 aus. Auch der ID.Roc, also kompakter Elektro-SUV, verzögert sich und soll im Sommer 2030 als erstes SSP-Modell vom Band laufen. Der ID.Golf folgt danach. Für den ID.3 heißt es dann also noch 5 Jahre durchhalten? Das sehen wir sehr sehr skeptisch. Der Elroq von Skoda verkauft sich seit seinem Start in 2025 sehr gut und zieht teilweise am ID.3 vorbei. In den nächsten 5 Jahren wird locker ein Update bzw. Facelift des Elroq kommen. Hier sehen wir den ID.3 nicht mehr konkurrenzfähig, außer VW schiebt ein ordentliches Update vor dem ID.Golf nach. Ob hier der ID.Polo und ID.Cross in 2026 kompensieren können, sehen wir auch mit Zweifel. Die Langstreckentauglichkeit des ID.Polo ist (soweit bekannt) gegenüber dem ID.3 auf dem Papier schlechter, bei dem trotz moderner Technik die Akkus und Ladeleistungen schwächer sind.
Kostendruck und offene Fragen
VW steckt mitten im Sparkurs: CEO Oliver Blume hatte ein Einsparziel von 15 Milliarden Euro ausgerufen – inzwischen soll es noch mehr werden. „Wir können das Geld nur einmal ausgeben“, heißt es intern. Gleichzeitig bleiben die E-Auto-Verkäufe hinter den Erwartungen zurück und bei der neuen SSP-Plattform sind noch Produktionsfragen offen – etwa, ob sie auch einen Range-Extender für Europa ermöglichen soll.
Die Verzögerungen haben eine Kettenreaktion ausgelöst:
- Eigentlich sollte die Golf-Produktion ab 2027 nach Mexiko verlagert werden – das ist mittlerweile unklar
- Die geplante Verlagerung von ID.3 und Cupra Born nach Wolfsburg verschiebt sich
- Die jährliche Produktions- und Investitionsrunde im November soll Klarheit bringen – könnte sich aber selbst noch verzögern, u. a. wegen Audi-Plänen für ein mögliches US-Werk
Das Ansehen des Golf
Der Golf war einst das Maß aller Dinge bei VW und der absolut zuverlässige Allrounder. Heute sind die Zahlen ernüchternd: Von über 1 Mio. Verkäufen im Jahr 2015 ist die Produktion auf zuletzt 300.000 Fahrzeuge geschrumpft und 2025 könnten es nur 250.000 werden. Das letzte Modell hatte zusätzlich extreme Schwierigkeiten mit der Software – parallel zu den ID Modellen mit Software 3.X. Hinzu kommt der T-Roc und der steigenden Nachfrage an SUV-Bauformen. Mittlerweile läuft dieser dem klassischen Golf fast den Rang ab. Im ersten Halbjahr liegen beide fast gleich auf, wobei die Tendenzen beim Golf fallen und beim T-Roc steigen.
Das sind alles keine schlechten News und es zeigt, dass VW dem Markt-Trend gut folgen kann und sich breit aufstellt. Das zeigen auch die parallel laufenden ID.Polo und ID.Cross Modelle. Wenn wir jedoch noch 5 Jahre auf den Kalender schauen, bis das mittlere Segment nach dem ID.3 standfest wird, könnte es eng werden. Wir gehen daher davon aus, dass der ID.3 mit dem ID.4 in 2026 ordentliche Updates erhalten und die Zeit zum ID.Golf somit sauber überbrückt wird. Beide Modelle sind schließlich grundsolide Fahrzeuge, die im Alltag auf der Straße angekommen sind.