Seit 1982 fährt er durch deutsche Städte – der Opel Corsa. In der sechsten Generation gibt es ihn nicht nur als Benziner und Hybrid, sondern auch vollelektrisch. Wir haben die GS-Version mit Sonderausstattung getestet und schauen uns Design, Innenraum, Technik, Fahrverhalten und vor allem Verbrauch und das Laden an.
Design & Exterieur – Erwachsen & Sportlich
Mit 4,06 m Länge, 1,77 m Breite und 1,44 m Höhe bleibt der Corsa auf der Verbrenner-Basis handlich – wirkt aber deutlich erwachsener. Die Front ist aufgeräumt, mit schwarzem Opel Visor („Kühlergrill“), schwarzem Logo und optionalen Matrix-LED-Scheinwerfern blickt er sportlich und wirkt kantiger. Eine deutliche Abrisskante in Wabenoptik sowie angedeutete Lufteinlässe an den Seiten sorgen für eine breitere, sportlichere Optik.
Am vorderen Stoßfänger, am Opel-Logo vorbei und über die Motorhaube hinweg zieht sich eine markante Linienführung, die dem sportlichen Gesicht noch mehr Charakter und Detail verleiht. Das optional schwarze Dach zieht den Corsa e weiter in die Tiefe und Breite.
Hinten wirkt der Corsa e sehr bullig. Auch hier gibt es angedeutete Lufteinlässe in den breiten Backen und einen mittigen Reflektor im Stoßfänger. Der sportliche Auftritt ist mit den schwarzen 17-Zoll-Felgen klar durchdacht und sehr gut von Opel in Szene gesetzt. Das Opel-Logo mit integriertem Heckklappengriff zeigt, dass Opel weiterhin coole und praktische Features entwickeln kann.
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Aus dem früheren sehr runden „Knutschkugel-Corsa“ ist ein erwachsenes und selbstbewusst auftretendes Auto geworden, eine gute Entwicklung.
Cockpit, Innenraum & Infotainment – Einfach & Funktional
Das Cockpit ist pragmatisch, ohne Designspielereien oder Zierelemente, ohne lieblos zu wirken. Hinter dem hochwertigen, griffigen und mit vielen Knöpfen ausgestatteten Lenkrad hat der Corsa e ein quadratisches, kleines Fahrerdisplay mit allen Basisdaten wie Verbrauch, Assistenten und Energiefluss (Eco, Power, Charge). Die Darstellungen sind einfach und funktional. Der äußere Drehregler links am Blinkerhebel irritiert etwas. Mit diesem schaltet man durch die verschiedenen Darstellungen am Cockpit-Display. Der Regler braucht etwas zu viel Kraft für die Bedienung, was am Hebel für Blinker und Scheinwerfer echt störend ist. Gewohnt sind wir diese Bedienung mit Tasten am Lenkrad.
Überraschung – im Handschuhfach findet gefühlt ein Surfbrett Platz, falls es auf dem Dach eng werden sollte
Auch die Materialien sind durchwachsen, jedoch nicht minderwertig. Vorne sind die bequemen GS-Sitze mit Alcantara ausgestattet, das Lenkrad wirkt sehr hochwertig und das Armaturenbrett ist Soft-Touch. Hinterm Steuer darf man sich in der GS-Ausstattung sogar massieren lassen. Nichts klappert oder knarzt, absolut top.
An den genannten Stellen ist aber auch viel Hartplastik, besonders an den Türen und insbesondere hinten. Vorne ist nur eine kleine Auflage für den Ellbogen gepolstert, der Rest ist Hartplastik. Hinten ist die komplette Tür hart. Bei Kleinwagen ist das zwar nicht unüblich, trübt aber den Eindruck. Thema Hochglanzflächen – ja! Alle Bereiche in der Mittelkonsole um Tasten und Schalter sind in Klavierlack eingelassen. Diese Oberfläche ist extrem anfällig für Kratzer, Staub und Fingerabdrücke und der hochwertige Ersteindruck auf Herstellerfotos ist spätestens nach einer Woche komplett dahin. Alltagstauglich ist anders und man ärgert sich nur. Eine Bitte an alle Hersteller – Nein!
Das Infotainment, je nach Ausstattung zwischen 7” und 10” groß, ist übersichtlich, editierbar und liefert alle wichtigen Einstellungen inklusive Assistenten-Management. Es fällt auf, dass einige Menüs recht leer sind und viel Displayfläche ungenutzt bleibt. Ob das an der Softwareversion lag oder Absicht ist, konnten wir zum Testzeitpunkt nicht feststellen. In den vorderen Menüs, wie Radio und Klima, bleiben die Schnellwahltasten für Klima, Radio und Navi an den Seiten dauerhaft eingeblendet, praktisch. Bei den tieferliegende Menüs verschwinden diese Schnellwahltasten und man muss den physischen Home-Button drücken, wenn man sich nicht mehr schrittweise zurückarbeiten möchte. Wireless Apple CarPlay, Android Auto und DAB-Radio sind immer mit an Bord, also rutscht das Basis-System mit großer Wahrscheinlichkeit in den Hintergrund. Ein USB-Lade- sowie 12-Volt-Anschluss sind vorne bei der optionalen Ladeschale vorhanden.
Das Klima im Auto lässt sich sowohl physisch als auch digital steuern. Zu erwähnen ist, dass die Verfügbarkeit der Navigationssoftware von der Ausstattung des Corsa e abhängt. Beim Drücken der Navigationstaste verlangt das System nach einem Apple- oder Android Bluetooth-Gerät. Wenn z.B. ein iPhone bereits gekoppelt ist, startet Apple CarPlay automatisch mit Apple Maps oder anderen Navigations-Apps – sehr praktisch. Die Opel-Software wirkt insgesamt etwas rudimentär und unfertig, tut aber, was sie soll.
Der Platz – Vorne top, hinten okay
Der Corsa e ist ein Kleinwagen – nicht vergessen! Vorne gibt’s viel Platz, auch bei 1,88 m Körpergröße und etwas mehr auf den Rippen ist das kein Problem. Die Sportsitze in Alcantara/Kunstleder sind gut verstellbar, bieten Heizung und sogar eine Massagefunktion für den Fahrer – stark in diesem Segment. Die Mittelkonsole kann rechts am Schienbein stören, fällt aber nicht negativ ins Gewicht. Die Armlehne muss man sich fair teilen, aber für einen Kleinwagen kann man es vorne gut und länger aushalten.
Hinten ist der Platz den Erwartungen entsprechend. Je nach Körpergröße und Form ist es etwas sehr eng. Das abfallende Dach setzt schnell seine Grenzen. Schlanke Personen zwischen 1,60 m und 1,70 m finden gut Platz. Der Kardantunnel erinnert daran, dass der Corsa auch als Verbrenner verkauft wird. Ich selber kann mich reinarbeiten, raus geht es mit gewisser Motivation, wobei es echt mühselig ist.
Der Kofferraum fasst 276 Liter, was für 2–3 Kisten Wasser und einen Einkauf reicht. Praktische Haken für Taschen helfen bei der Ordnung in schnellen Kurven – absolut alltagstauglich.
Fahren & Komfort – Direkt, Satt, Flott
Der Corsa e liegt satt auf der Straße. Was natürlich auch am tief verbauten, schweren Akku liegt. Die Lenkung ist direkt, das Fahrwerk komfortabel bis sportlich abgestimmt – bei Unebenheiten allerdings etwas hart. Die Fahrmodi wie „Eco“ und „Sport“ machen einen spürbaren Unterschied, und man bekommt schnell Spaß am Fahren, mit „Comfort“ fährt es sich ausgeglichen. Auf der Autobahn bei 150 km/h bleibt er überraschend ruhig im Innenraum und lässt sich sicher fahren. Das ist in der Fahrzeugklasse keine Selbstverständlichkeit und selbst größere und teurere Autos sind gefühlt nicht viel besser.
Die Assistenzsysteme wie Abstandstempomat und Spurhalteassistent arbeiten sehr zuverlässig und vor allem angenehm ruhig, können einfach am Lenkrad verstellt werden und geben dem Corsa e somit zusätzliche Sicherheit. Langstrecken von über 250 km meistert man auf den Vordersitzen in der GS Line in Summe echt komfortabel und ohne Probleme.
Technik & Leistung – Mehr als genug
In der getesteten GS-Version liefert der Corsa e 115 kW (156 PS), 260 Nm Drehmoment und sprintet in ca. 8 Sekunden auf 100. Je nach Fahrmodus und der tiefen Sitzposition fühlt es sich schon mal schneller an. Träge ist der Kleine auf keinen Fall, wenn man es darauf anlegt.
Die Basisversion bringt 100 kW (136 PS) und 50 kWh netto – beim GS sind es 51 kWh Akku. Wichtig: Es sind nicht nur 1 kWh mehr beim GS, sondern auch ein neueres Akku-Modell, was für rund 400 km WLTP-Reichweite sorgt. Bei der Anschaffung muss der Käufer also gut informiert sein.
Laden & Verbrauch – Schnell & Effizient
Geladen wird AC mit 11 kW (beim GS), oder 7,4–11 kW je nach Modellvariante oder Option im Konfigurator.
DC lädt der Corsa e stabil mit 100 kW im Peak – von 10 auf 80 % geht’s damit in ca. 30–35 Minuten. Je nach Wetterlage muss jedoch mit 85–90 kW gerechnet werden. Bei einer Ladepause im Regen wollte der Kleine nicht über 90 kW hinausgehen.
Für dieses Segment sind die Werte absolut solide und vergleichbar.
Der Verbrauch lag bei uns im Test bei 14–18 kWh/100 km. 18,5 kWh war hierbei der gemessene Durchschnittsverbrauch bei der Autobahnfahrt mit 130 km/h nach Tempomat und laufender Klimaanlage.
Die Reichweiten liegen somit realistisch bei:
• 250+ km bei 130 km/h
• 300+ km im Stadtverkehr
Auch hier kann man sich nicht beschweren.
Preis & Varianten – Kompakt, aber nicht billig
Drei Varianten stehen zur Auswahl: Edition, YES, GS
• Einstieg (kleiner Akku): ab ca. 30.000 €
• Großer Akku + Motor: ca. 32.000 €
• Vollausgestattet (GS): ca. 38.500 €
Das ist ein passables Preis-Leistungs-Verhältnis – je nach Anspruch und Bedarf – wobei knapp 39.000 € für einen Kleinwagen nicht eben wenig Geld sist.
Fazit – Alltagstalent mit E-Power, aber…
Der Opel Corsa electric punktet mit sportlichem Design, guter Technik und hoher Alltagstauglichkeit. Vorne viel Platz, hinten okay, beim Fahren dynamisch und effizient. Materialien durchwachsen, Software einfach und verstreut, aber funktional. Wer die Navigation nativ benötigt, muss im Konfigurator aufpassen. In Summe liefert Opel hier ein positives Gesamtergebnis.
Für knapp 39.000 € ist der Corsa e kein günstiger Begleiter, wenn es kompakt und mit gewisser Ausstattung sein muss. Für das Geld steht bereits ein Tesla Model 3 (neu 40.000 €) oder BYD Atto 3 (neu 38.000 €) vor der Tür.
Alternativen und direkte Konkurrenz in dem Segment gibt es nicht viele, sollten für den Vergleich aber ernst genommen werden:
- Peugeot e-208, gleiche Plattform, gleicher Preis
- Renault R5, nagelneu, gleiche Größe mit gleicher Leistung und Preis
- BYD Dolphin, größer, günstiger, lädt aber langsamer
- Mini Cooper E, mehr Leistung und Qualität, aber teurer, dafür als Gebrauchter gut zu finden
Wer einen kleinen, sportlichen Allrounder mit E-Power sucht, macht mit dem Corsa electric nichts falsch. Dennoch schläft die Konkurrenz nicht und das Segment der günstigeren und kompakten Elektroautos rollt gerade erst an.