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Volvo EX30 – Kompaktes Premium-Elektro-SUV im Test

Mit dem EX30 zeigt Volvo, wie ernst es ihnen mit der E-Mobilität ist: ein vollelektrischer Kompakt-SUV mit Premium-Ambitionen, Preisen ab ca. 39.000 €, modernem Design und cleveren Details – ein Angriff auf die wachsende Zielgruppe! Wir haben uns den Schweden über 14 Tage in der Single Motor Plus Variante – 51 kWh, 200 kW, Heckantrieb – genau angesehen, vom Exterieur über den Innenraum bis hin zu Fahrverhalten, Reichweite, Laden, Software und Alltagstauglichkeit.

Design & Exterieur – Skandinavisch, bullig, kompakt

Mit 4,23 m Länge ist der EX30 nicht größer als ein Golf, wirkt aber deutlich bulliger. Die Front zeigt sich clean und geschlossen, mit den markanten „Thors Hammer“-Scheinwerfern. Seitlich prägen klare Linien und große Radhäuser den Auftritt, ohne dick aufzutragen – typisch skandinavisch.

Hinten sitzen LED-Leuchten in der D-Säule, wie man es bei Volvo kennt. Der breite Volvo Schriftzug auf der Heckklappe ist umrahmt von schmalen Reflektoren und den seitlich angebrachten Rücklichtern. Das sieht wirklich schick und angenehm minimalistisch aus. So ist auch der Griff bzw. der Knopf für die Heckklappe über dem Volvo „L“ in der schwarzen Leiste des Rahmens als Druckknopf eingelassen. Das hat im Alltag seine Vor- und Nachteile, nimmt aber eine Mulde mehr aus dem Ganzen. Das Design gibt dem Heck eine schöne klare Breite und man erkennt den EX30 bereits von Weitem. Im Gesamten wirkt der Volvo EX30 sehr clean, bullig, edel und erwachsen – ein sehr schickes Auto!

Gallerie: Volvo EX30 Außendesign
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Innenraum & Infotainment – Minimalistisch, Google, brachialer Sound

Direkt beim Einsteigen fällt auf, dass etwas fehlt. Der EX30 kommt ohne Cockpit Display bzw. Kombiinstrument – alle Informationen liegen auf dem zentralen 12,3″-Display. Das ist hochkant verbaut, gestochen scharf und klar strukturiert. Ganz oben findet man Fahrdaten und Assistenten, darunter dominiert Google Maps und am unteren Rand liegen Medien- und Klimasteuerung sowie weitere Menüs. Angetrieben wird das Ganze von Android Automotive OS – nicht zu verwechseln mit Android Auto. Damit sind Google Maps, Assistant und Spotify fest integriert, wireless Apple CarPlay funktioniert dennoch. Die Google Software ist extrem schnell und zuverlässig, genauso die Ladeplanung inkl. Restreichweite, Zwischenstopps und Ankunfts- sowie Ladezeiten. Einmal eingerichtet zeigt das System alle Daten deutlich und realistisch an – man macht sich keine Gedanken mehr. Gerade für Neueinsteiger und bei der immer noch anhaltenden Unsicherheit gegenüber der Elektromobilität, schafft ein so ausgereiftes System die notwendige Sicherheit. Besser geht’s eigentlich nicht.

Gallerie: Volvo EX30 Cockpit
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Natürlich ist die Bedienlogik über das zentrale Infotainment erstmal ungewohnt, man kennt es gut von Tesla, und nach kurzer Eingewöhnung funktioniert das soweit sehr gut – auch wenn ein Head-up- oder Cockpit-Display den Alltag einfach angenehmer machen würden. Im Test meldete sich der Aufmerksamkeitsassistent öfter als uns lieb war, sobald man „zu lange“ auf das Display schaute. Besonders in der Eingewöhnung oder beim genauerem Hinschauen bei Navigationsangaben kann das nerven.

Das Lenkrad ist quadratisch-kompakt und angenehm griffig, die Tasten haben einen klaren Druckpunkt. Weniger gelungen ist an der Stelle der kombinierte Blinker-, Licht- und Wischerhebel. Hier kann es passieren, dass man unabsichtlich und leider häufiger „wischblinkt“. Im größeren EX90 wirkt der gleiche Hebel deutlich präziser abgestimmt, mit mehr Widerstand, optimal ist die Lösung aber auch hier nicht.

Gallerie: Volvo EX30 Infotainment & Google
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Die Mittelarmlehne im EX30 ist im Vergleich zum Minimalismus ein kleines Multifunktions-Möbelstück. Mit einem Druck von vorne fährt ein Fach heraus, das clever und solide konstruiert ist: Je nach Bedarf lässt es sich zu einem offenem Fach oder Getränkehalter ausklappen – auch praktisch als Smartphone-Halter. Am Anfang der Armlehne sind zusätzlich die Fensterheber-Tasten eingelassen, sodass diese aus den Türen verschwinden. Auch wieder was zum Gewöhnen, aber nicht unpraktisch – außer der Klavierlack drumherum!

Allerdings wird nun auch ein Kompromiss deutlich: Weil die Türen für mehr Platz im Innenraum bewusst schlank gestaltet wurden, ist in den Türtaschen kaum Platz für große Flaschen. Wer also unterwegs eine Ein-Liter-Flasche Wasser oder eine Thermoskanne benötigt, landet fast zwangsläufig bei der ausfahrbaren Mittelkonsole. Stellt man die Flasche dort ab, blockiert sie entweder die Sicht auf das Display oder sie liegt alternativ im Tunnel darunter und rollt bei Kurven umher. Das ist ärgerlich, weil die clevere Lösung der Armlehne in diesen Momenten gar nicht so clever wirkt. Für kleinere Flaschen, Dosen oder Kaffeebecher funktioniert das System sauber.

Unter der Armlehne verbirgt sich also zusätzlicher Stauraum, der durchgängig bis nach hinten reicht und groß genug für Flaschen ist. Besonders interessant ist, dass Volvo hier eine zweite Ebene eingebaut hat. Mit zwei Klappen lässt sich der Bereich vertiefen, ähnlich wie beim doppelten Ladeboden im Kofferraum.

Insgesamt zeigt die Armlehne sehr gut, wie durchdacht Volvo den Innenraum des EX30 gestalten wollte: modular, flexibel und mit echten Alltagshelfern. 

Gallerie: Volvo EX30 Stauraum
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Besonders spannend ist die Materialwahl. Volvo setzt auf recycelte und erneuerbare Stoffe. Das verleiht dem Innenraum nicht nur einen nachhaltigen Touch, sondern auch eine ganz individuelle Haptik der Oberflächlichen, trotz überwiegendem Hartplastik. Zusammen mit der Ambientebeleuchtung entsteht ein hochwertiges Gesamtbild, das zeigt, dass der EX30 auf Langlebigkeit ausgelegt ist.

Ungewöhnlich, aber praktisch: Das Handschuhfach sitzt mittig, wodurch der Fahrer leichter Zugriff hat und der Beifahrer mehr Platz gewinnt. Kleiner Kompromiss: Es lässt sich nur über das Display öffnen.

Ein absolutes Highlight ist die Soundbar quer unter der Windschutzscheibe. Im EX30 findet man vorne keine Lautsprecher in den Türen, oder der A-Säule – alles kommt von vorne und das gute Stück sorgt für ein Klangerlebnis, bei dem man Gänsehaut bekommt. Volvo ist bekannt dafür, dem Sound viel Aufmerksamkeit zu schenken und liefert hier eine extrem gute Klangqualität, die man sonst in größeren Modellen erwartet hätte. Der gesamte Innenraum wird zum Resonanzkörper und durch die Harman Kardon-Anlage – mit neun Lautsprechern und 1.040 W Leistung – entsteht 3D-Sound vom Feinsten. Für den Aufpreis der Plus- oder Ultra-Modelle bekommt man hier schlicht Premium-Akustik im Kleinwagen-Format – absolute Härte!

Gallerie: Volvo EX30 Soundbar
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Platz & Alltag – Vorne top, hinten kompakt

Vorne sitzt man komfortabel, auch bei 1,85m. Die elektrisch verstellbaren Sitze sind bequem und bieten guten Seitenhalt. Die Polsterung ist straff, aber angenehm und damit auch für längere Fahrten geeignet. Für große Menschen fällt die Sitzfläche etwas kurz aus, sodass die Oberschenkel nicht optimal abgestützt werden – hier merkt man die kompaktere Fahrzeugklasse. Insgesamt sind die Sitze sehr gut und langstreckentauglich.

Gallerie: Volvo EX30 Sitze
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Hinten geht es trotz quadratischer Grundform des Volvos enger zu – Kopf- und Beinfreiheit sind okay, aber nicht üppig. Für kurze Strecken reicht es absolut, wenn vorne etwas näher an die Scheibe gerückt wird, für regelmäßige Langstrecken mit großen Personen wird’s aber unbequem. Leider passen hinten nicht mal schmale Getränkedosen in die Türen.

Der Kofferraum reicht mit 318 Liter für Einkäufe und Alltagsfahrten. Für Urlaube mit viel Gepäck muss man planen – hier punktet der EX30 nicht über dem Segment. Dafür gibt es einen Frunk, der mit praktischen sieben Litern für das Ladekabel reicht.

Gallerie: Volvo EX30 Kofferraum
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Fahren & Komfort – Leise Stadt, sichere Autobahn

In der Stadt spielt der EX30 seine Stärken aus: kompakt, wendig, sehr leise und sanftes Gleiten über den Asphalt. Hier spürt man ein sehr gut abgestimmte Fahrwerk. Das One-Pedal-Driving funktioniert gut, auch wenn die Rekuperation nicht einstellbar ist. Der Antritt ist ordentlich und die 272 PS schieben in weniger als sechs Sekunden auf 100 km/h. Bis 130 km/h bleibt der EX30 angenehm ruhig, darüber wird es hörbarer, ohne unangenehm zu werden. Kurze Sprints auf 180 km/h, gehen locker von der Hand. Die Lenkung ist – teilweise überraschend – direkt und bei hohen Geschwindigkeiten spürt man die kompakte Plattform – der EX30 bleibt aber sicher. Die Assistenzsysteme (Pilot Assist, Abstandstempomat) arbeiten zuverlässig, aber auch manchmal etwas nervös. Bremsungen werden gefühlt zu fest und früh durchgeführt, dafür wird flott rausbeschleunigt. Besonders der Aufmerksamkeitsassistent fällt auf und kann nerven, wenn man „zu lange“ auf das zentrale Display schaut.

Technik, Laden & Verbrauch – Solide Zahlen, 

Der EX30 kommt in drei Motorvarianten:

  • Single Motor, 51 kWh, LFP, 200 kW, Heckantrieb, 337 km WLTP
  • Single Motor Extended Range, 69 kWh, NMC, 200 kW, Heckantrieb, 475 km WLTP
  • Twin Motor Performance, 69 kWh, NMC, 315 kW, Allradantrieb, 450 km WLTP

Unser Testwagen hatte den Single Motor mit 49 kWh nutzbarem Akku. Hier lag die reale Reichweite bei 250-280 km. Der stärkere Motor bzw. größeren Akkus kommen real 330-370km weit. Sollte man also regelmäßig längere Strecken fahren oder den EX30 für den Urlaub nach Süd-Italien nutzen wollen, empfiehlt sich der Extended Range. Mit den 200 kW (272 PS) kommt man absolut ausreichend und sogar sehr flott von A nach B. 

Gallerie: Volvo EX30 Laden & Verbrauch
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Die DC Ladeleistung gibt Volvo mit 175 kW an. Unser und auch andere Tests zeigen, dass der Lade Peak beim Single Motor mit kleinem Akku (LFP) bei ca. 150 kW liegt, selten ein paar kW drüber. Die Extended Range-Variante mit NMC Akku kommt – auch selten – an die angegeben 175 kW heran.  Im Test kamen wir nie über 140 kW, aber das ist immer noch ein guter Wert. Über Google Maps erfolgt die Akku-Vorkonditionierung automatisch, sobald man einen Schnelllader in das Navi setzt – manuell geht es leider nicht.

Die Verbrauchswerte zeigten sich im Test wie folgt:

  • Stadt: 16–18 kWh/100 km
  • Autobahn (130 km/h): 20–22 kWh/100 km

Das ist absolut im Rahmen und fair für Leistung und einem stattlichen Gewicht von 1.8 Tonnen! Wartet mal auf die Daten vom EX90, den wir in den kommen zwei Wochen im Test haben 😉

Preise & Varianten – Premium, aber noch zugänglich

Der EX30 wird je nach Land in 5 unterschiedlichen Ausstattungsvarianten angeboten. Diese steigern sich dann anhand von Materialien, Sitzen, Assistenten, Sound, Reifen, etc. Daher muss man etwas kombinieren. Wir zeigen euch hier eine Liste auf Basis des Single Motors mit dem 51er Akku. Die Extended Range Variante kostet grob 5.000€ Aufpreis.

  • Essential: ab 38.500 €
  • Core: ca. 40.000 €
  • Plus: ca. 43.000 €
  • Ultra: ca. 52.000 €
  • Cross Country: ab 57.000 € (mehr Bodenfreiheit, Offroad-Look, Allrad)

Unser Testwagen als Single Motor Plus kostet inkl. extra Winterpaket, dem Lack, elektrischen Sitzen und abgedunkelten Fenstern ca. 45.000€. Da ich gerne lange und flotter unterwegs bin, würde mich das gleiche Auto als Extended Range ca. 50.000€ kosten. Damit positioniert sich der EX30 spannend: Der Einstiegspreis liegt unter 40.000 €, rutscht aber schnell nach oben. 

Konkurrenzvergleich – Wer dagegenhält

Das Kompakt SUV Umfeld ist noch relativ überschaubar, aber hart umkämpft. Hier eine Auswahl, die über 100 kW Ladeleistung hat:

  • Skoda Elroq – ca. 34.000-53.000€, 55-82 kWh, ca. 145-185 kW DC
  • Kia EV3 – ca. 36.000-49.000€, 58-81 kWh Akku, ca. 100-130 kW DC
  • Smart #1 – ca. 37.000-53.000€, 49-66 kWh Akku, ca. 150 kW DC
  • Hyundai Kona Elektric – ca. 38.000-49.000€, 49-65 kWh Akku, ca. 105 kW DC

Der Volvo EX30 punktet hier mit Markenimage, Design, Google-Integration, Ladeleistung und klarer Premium-Note, wobei alle Vergleichsautos einen größeren Akku haben und höhere Reichweiten erzielen können.

Fazit – Kompakt-SUV mit Premium-Flair

Der Volvo EX30 ist ein starkes Paket: skandinavisches Design, cleverer Innenraum, top Software, Mega-Sound und solide Ladeleistungen. Im Alltag überzeugt er damit total, nur die Rückbank und die Assistenten schwächeln.

Besonders attraktiv ist der Einstiegspreis von unter 40.000 €. Damit wird der EX30 zum ernsthaften Gegner für Kia, Hyundai, Smart und Co. Wer ein kompaktes, elektrisches Stadt-SUV mit Premium-Flair sucht, bekommt hier ein top Auto.

Was in diesem Segment jedoch auch schnell klar werden sollte ist, dass hier stark nach dem Use Case, also dem Alltagsnutzen geschaut werden sollte. Für einen Neupreis von 40.000€ für ein relativ kompaktes Auto ist man schnell im Jagdrevier eines Tesla Model Y oder Xpeng G6, die beide ohne Mühen alle Leistungsdaten des EX30 und der Konkurrenten übertreffen. Wenn die Größe des Autos nicht der absolute Entscheidungsfaktor ist und man sozusagen einen Kompromiss in die Breite und Länge gehen kann, sind für diese Preise das Model Y, Xpeng G6, Hyundai Ioniq 5 oder auch Skoda Enyaq in guten Ausstattungsvarianten erhältlich. Hier empfiehlt es sich also sehr genau zu überlegen.